Captagon: Die Wahrheit hinter der Droge

Captagon ist längst mehr als nur ein Relikt aus der Medizingeschichte. Einst in Deutschland als Medikament entwickelt, hat sich die Substanz zu einer gefährlichen Partydroge mit globaler Bedeutung entwickelt. Besonders im Nahen Osten boomt der Konsum. Jetzt sorgt ein Fund im Wert von 60 Millionen Euro auch in Europa für Alarm. Doch was genau macht Captagon so gefährlich – und warum taucht es immer wieder in Deutschland auf?

Das Wichtigste in Kürze

  • Captagon war ursprünglich ein legales Medikament mit dem Wirkstoff Fenetyllin.
  • Heute enthält Captagon meist Amphetamin-Koffein-Mischungen statt des Originalwirkstoffs.
  • Die Droge wird vor allem im Nahen Osten konsumiert – für Euphorie
    und Leistungssteigerung.
  • Der illegale Handel wird maßgeblich vom syrischen Regime organisiert und finanziert.
  • Captagon kann starke Abhängigkeit, Psychosen und körperliche Schäden verursachen.

Was macht Captagon so gefährlich?

Captagon wirkt stark stimulierend, unterdrückt Müdigkeit, Hunger und Angst. Das macht die Substanz gerade in Krisenregionen und bei jungen Menschen so attraktiv – und zugleich extrem gefährlich.

Captagon: Die Wahrheit hinter der Droge
Captagon: Die Wahrheit hinter der Droge

Vom Medikament zur illegalen Droge

Captagon wurde in den 1960er-Jahren in Deutschland entwickelt. Der enthaltene Wirkstoff Fenetyllin gehört zur Gruppe der Amphetaminderivate. Die Substanz wirkt stimulierend und sympathomimetisch – ähnlich wie Amphetamin oder Methamphetamin. Anfangs wurde Captagon zur Behandlung von ADHS, Narkolepsie und Depressionen eingesetzt. Doch schon bald zeigte sich das enorme Missbrauchspotenzial. In den 1980er-Jahren wurde es in vielen Ländern verboten.

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Was früher in der Medizin verwendet wurde, ist heute Teil eines globalen Drogengeschäfts. Moderne Captagon-Tabletten enthalten meist kein Fenetyllin mehr, sondern werden aus Amphetamin, Koffein und anderen Substanzen zusammengemischt. Die Tabletten werden oft in improvisierten Labors in Syrien oder dem Libanon hergestellt. Die Produktion ist billig, der Gewinn hoch – ideal für den illegalen Markt.

Produktion und Schmuggel: Milliardenmarkt mit politischer Brisanz

Der Captagon-Schwarzmarkt ist heute ein Milliardengeschäft. Syrien gilt als weltweit größter Produzent. Dort ist die Droge nicht nur ein kriminelles, sondern auch ein politisches Instrument. Nach Einschätzung von Geheimdiensten wird der Handel mit Captagon vom syrischen Assad-Regime geduldet oder sogar gefördert. Er sichert Devisen und stabilisiert das Regime wirtschaftlich.

Die Tabletten werden in Containern, Maschinen oder Lebensmitteln versteckt und über Libanon, Jordanien oder den Irak in die Golfstaaten geschmuggelt. Europa spielt eine zentrale Rolle als Transitland. Deutschland, Italien oder Griechenland sind häufig Zwischenstationen. 2024 wurde in Hamburg Captagon im Wert von 60 Millionen Euro entdeckt – ein dramatischer Beweis für das Ausmaß des Handels.

Wirkung auf Körper und Psyche: Euphorie mit gefährlichem Preis

Captagon ist kein harmloses Aufputschmittel. Es wirkt stark stimulierend auf das zentrale Nervensystem. Die Tabletten steigern Wachheit, Selbstbewusstsein und körperliche Leistungsfähigkeit. Müdigkeit, Hunger und Angst verschwinden kurzfristig. Für Partys, lange Nächte oder sogar Kriegseinsätze erscheint das verlockend – doch der Preis ist hoch.

Die Nebenwirkungen sind gravierend: Schlaflosigkeit, Nervosität, Aggressivität und Herz-Kreislauf-Probleme treten häufig auf. Langfristig drohen Abhängigkeit, Psychosen und neurologische Schäden. Die Mischung unbekannter Substanzen macht die Dosierung unberechenbar. Jede Pille kann eine andere Zusammensetzung haben – mit tödlichen Folgen.

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Wirkung Beschreibung
Stimulans Erhöhte Wachheit, Energie, Konzentration
Euphorisierend Kurzfristiges Hochgefühl, Übermut
Appetitzügelnd Unterdrückung von Hunger und Durst
Angstunterdrückend Gefühl von Kontrolle und Unverwundbarkeit
Leistungssteigernd Längere Wachphasen, mehr körperliche Ausdauer

Zielgruppen: Wer konsumiert Captagon – und warum?

Captagon ist besonders bei jungen Männern im Nahen Osten beliebt. In Ländern wie Saudi-Arabien, Jordanien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten gilt es als „Droge der Reichen“. Sie wird bei Partys konsumiert, aber auch im Berufsalltag. Schüler nehmen sie, um länger zu lernen. Lkw-Fahrer nutzen sie für lange Fahrten. Auch bei Soldaten und Milizen kommt sie zum Einsatz – um Angst und Müdigkeit zu unterdrücken.

Das macht Captagon so gefährlich: Die Droge wird nicht nur zur Flucht aus dem Alltag konsumiert, sondern auch zur Funktionssteigerung in extremen Situationen. Die Tabuisierung von Drogen im Nahen Osten verstärkt den Schwarzmarkt zusätzlich. Hinzu kommen soziale Kontrolle, Perspektivlosigkeit und fehlende Therapieangebote.

„Made in Germany“: Der Ursprung einer globalen Drogenwelle

Es ist eine makabre Ironie: Captagon wurde in Deutschland entwickelt – und kehrt nun in illegaler Form zurück. Die im April 2024 sichergestellte Lieferung mit einem Marktwert von 60 Millionen Euro war ein Weckruf. Auch deutsche Ermittler schlagen Alarm: Captagon könnte zunehmend Einzug in den europäischen Drogenmarkt halten.

Die Produktionsmethoden in Syrien sind einfach. Mit geringen Mitteln lassen sich Millionen von Tabletten herstellen. Die internationale Zusammenarbeit der Behörden steht vor großen Herausforderungen. Die Tabletten lassen sich leicht transportieren, sind unauffällig und chemisch wandelbar. Das macht sie für Kartelle besonders lukrativ. Captagon ist damit nicht nur eine Droge, sondern auch ein geopolitisches Problem.

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Gefahr für Europa: Wie groß ist die Captagon-Bedrohung?

Mit den jüngsten Funden in Europa steigt die Sorge vor einer Ausbreitung der Droge. Experten warnen vor einer neuen Drogenwelle. Captagon könnte besonders junge Menschen ansprechen, die nach leistungssteigernden Mitteln suchen. Der Mix aus Euphorie und vermeintlicher Kontrolle macht die Droge attraktiv – gerade in Zeiten von Stress und sozialem Druck.

Zudem ist Captagon günstig herzustellen, leicht zu transportieren und schwer zu kontrollieren. Auch die Nähe zu Krisenregionen wie Syrien, der Libanon oder Nordafrika erhöht das Risiko. Europa ist längst nicht mehr nur Transitland – auch Konsum und Verbreitung nehmen zu. Aufklärung, internationale Zusammenarbeit und konsequente Strafverfolgung sind dringend erforderlich, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Fazit

Captagon ist längst zu einer globalen Gefahr geworden. Die Droge stammt ursprünglich aus Deutschland, wird heute aber in Syrien massenhaft illegal produziert und über Europa in den Nahen Osten geschmuggelt. Ihre Wirkung ist verlockend – aber höchst zerstörerisch. Die jüngsten Funde zeigen: Auch Deutschland ist betroffen. Die Politik muss dringend reagieren, bevor Captagon hier zur echten Bedrohung wird.

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